Einwurf 426: Stadt-Land: Die Zweistaatenlösung Schweiz
Aktualisiert: 31. Aug. 2021
Landauf landab wird lamentiert, der politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum-Peripherie-Graben werde immer breiter. In der Schweiz bezieht man sich da vor allem auch auf die Resultate der systembedingt häufig stattfindenden Volksabstimmungen. Soeben ist wieder ein Referendum zustande gekommen, welches sich gegen Covid-Massnahmen des Bundes wendet. Dabei hatten wir ja erst gerade ein Plebiszit zu diesem Thema. Wenn die Vertreter/innen des humanen Fortschritts das machen, spricht man von Zwängerei. Im Fall von verkappten Nazis und ihren nützlichen Idioten hingegen nimmt man es eher gelassen. Interessant: Hinter dem Referendum steckt nicht nur die SVP, sondern auch ein so genanntes «Aktionsbündnis Urkantone».
Nun kann man sich über die Kräfte ärgern, welche den Stadt-Land-Graben (und mit ihm den innovationsfeindlichen multidisziplinären Giga-Reformstau oder das altsteinzeitliche, minderheitsdiktatorische Ständemehr) kultivieren. Andererseits wird nicht nur in der Schweiz immer transparenter, wohin der mittelfristige Trend allen gut oder weniger gut gemeinten Verharmlosungen und Beschwichtigungen zum Trotz eben geht, nämlich in die Richtung einer Separation. Hierzulande haben wir das Privileg, dass das Terrain dafür bereits vorbereitet ist.* Eine Zweistaatenlösung wäre nämlich auch aus geografischen Gründen relativ einfach. Schweiz N (Nord) bestünde demnach aus Genf, Waadt, Freiburg, Neuenburg, Jura, Bern, Basel, Solothurn, Aargau, Zürich, Schaffhausen, Thurgau und St. Gallen. Der Rest, also Tessin, Wallis, Uri, Graubünden, Glarus, Schwyz, Unterwalden, Luzern, Zug und Appenzell würde somit die Schweiz S (Süd) bilden. Dabei könnten die alpinen Bezirke der Kantone Waadt, Freiburg, Bern und St. Gallen noch der Schweiz S zugeschlagen werden. (Dadurch wäre auch Appenzell endlich einmal wieder an- statt immer bloss eingeschlossen.)
Die Schweiz N würde der EU beitreten und von den Vorteilen der kontinentalen und globalen Mitbestimmung und der offenen Märkte profitieren. Die Schweiz S (mit dem Hauptort Schwyz und dem Stamm- oder Stämmelokal Rütli) dagegen könnte sich auf eine Subsistenzstrategie verlegen (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd) und mit erneuerbarer Energie (Wasser, Wind, Sonne), Tourismus, Folklore und als Mega-Steueroase Geld machen. (Der 15-Prozent-Deal von Frau Yellen ist erst gegessen, wenn die Amerikaner ihre eigenen Steueroasen ausgetrocknet haben, und das kann Ewigkeiten dauern.) Weitere Optionen sind Kriegswirtschaft (Luftwaffe/Waffenplätze/Waffenproduktion/Pilatuswerke) und Wirtschaftsflucht. Auch die haben wir ja schon lange – sonst gäbe es rund um die grossen Städte nämlich gar keine «inländischen» Katholiken und garantiert mehrere Tausend Sozialfälle weniger. Die «Urkantönler» könnten auch wieder als Söldner anheuern. Man weiss es kaum, aber die sind heute gefragter denn je, idealerweise sogar noch mit missionarischen Aufträgen der angelsächsischen Herrenrasse. Wer etwas im Kopf hat (Schlaumeier gibt es überall), geht ins Silicon Valley und ist dann möglicherweise auch für Putin, die Chinesen, Israel und andere Cyberkrieger interessant.
Die beiden Schweizen wären freundschaftlich miteinander verbunden. Keiner pfuscht dem anderen ins Handwerk und geht ihm auch sonst nicht auf die Nerven; das ideologisch vergiftete, unsolidarische Kostenwahrheitsgetue entfällt. «Win-win» sagt man dem, und damit raus aus der Stadt-Land-Blockade! Indirekt könnten wir sogar mithelfen, andere Blockaden zu beseitigen, etwa in Belgien, Spanien, Grossbritannien, Polen und Ungarn oder sogar in Bosnien, in der Türkei, im Irak und in den USA. Zwei Schweizen als interkontinentale Leuchttürme: Wenn das keine gloriose Perspektive ist, was dann?
* Solange der Mensch aus Fleisch und Blut besteht, sind nichtzusammenhängende und nichtterritoriale Rechtsräume wie Bundes-Stadtstaaten, Firmennetzwerke oder virtuelle Gemeinschaften reine Hirngespinste.
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