Einwurf 176: Völkerkunde am Weihnachtsmarkt
Hans: «Als Rentner hast du kaum mehr Zeit, gemeinsam Glühwein zu trinken, so viel Zeug musst du noch nachholen, das früher wegen der beruflichen Belastung nicht drinlag».
Fritz: «Ja, zumal früher der Glühwein wegen dem Networking auch noch zum Beruf gehörte, und wenn du wie ich jetzt jedes Jahr vier Monate lang auf Auslandreisen bist, wird es mit dem gemeinnützigen Engagement, den künstlerischen Aktivitäten, dem grossen Garten, dem Fitnesscenter, der Wandergruppe, dem Jassclub, dem Schachclub, den Sprachkursen, den Kochkursen, den Ehemaligenvereinen, den Rotariern, der Stiftung Wirtschaft und Umwelt, den Freunden der FDP, den Freunden der NZZ, dem Hund und den Enkeln besonders anstrengend, und dazu will meine Frau noch jede Woche in einem gediegenen Restaurant dinieren. Man spürt das Alter halt schon ein bisschen».
Peter: «Darum reise ich jetzt nur noch für zwei bis drei Wochen nach Skandinavien, auf dem Schiff, mit dem Zug, per Velo und zu Fuss. Dort musst du dich auch nicht ständig mit dem Gedanken herumschlagen, deine Reiserei zementiere eine totalitäre Herrschaft».
Paul: «Fritz, du hast das ultrastrapaziöse überparteiliche Komitee für die Heiligsprechung von Steve Jobs und Roger Federer vergessen, und Peter, du boykottierst dann selbstverständlich auch Produkte «Made in China».
Peter: «Ja klar, und auch was aus den USA kommt, boykottiere ich. Statt im eigenen Land veranstalten die Amerikaner ihre Megasauereien einfach auswärts. Das im Irak war ein lupenreiner Genozid, selbst wenn kein Mensch ausser mir das wahrhaben will».
Fritz: «Wir wollen nicht nur die Heiligsprechungen, sondern den nahtlosen Übergang zu zwei Nachfolgereligionen, mit allem Drum und Dran: Neue Bibeln schreiben, neue Kathedralen bauen, neue Hymnen komponieren, neue Päpste wählen. Aber ehrlich: In Afrika werden sie nie jobistisch oder federistisch und erst recht nie skandinavisch funktionieren. Das wäre übrigens auch furchtbar langweilig. Habt ihr gelesen, was die in Schweden unter Sex verstehen?»
Hans: «Ja, so eine Art Montagmorgen-Sitzungstraktandum, und wenn du dafür bezahlst, kommst du ins Gefängnis. Kürzlich hat dort ein Mann einer Frau zum Geburtstag einen Blumenstrauss geschenkt und ein Gericht hat dann entschieden, so etwas sei gleich zu behandeln wie eine Abfindung für eine Prostituierte».
Paul: «Man sollte sich an den Menschen orientieren und nicht an der Wirtschaft und an der Politik. So gesehen sind für mich die Chinesen und die Japaner ganz oben. Bei denen merkst du unmittelbar, dass sie seit Jahrhunderten ähnliche Zivilisationsprozesse durchlaufen haben wie wir. Nachher kommen die Lateinamerikaner, die Südostasiaten und die Afrikaner. Die sind lieb und lustig, aber leider etwas unzuverlässig. Bereits unter dem Strich liegen die Amerikaner, die Australier, die Russen, die Türken und die Israeli, die führen sich wie die Deutschen zur Zeit von Hitler als Herrenrassen auf und sind entsprechend arrogant. Wer sich aber von selber stinkfrech zur «Nummer 1» kürt und dafür noch die Religion mobilisiert, kann einem waschechten Eidgenossen wie mir voll in die Kappe scheissen. Zuunterst jedoch habe ich die Inder und die Araber, die sind einfach in jeder Beziehung dreckig und gewalttätig. Sie bringen es ja nicht einmal fertig, einigermassen normal zu reden».
Hans: «In den USA haben sie immerhin einige wichtige Lernschritte vollzogen. Zuerst haben sie ja behauptet, der Klimawandel existiere gar nicht. Später fanden sie, er existiere doch, aber so etwas habe es immer wieder gegeben, das liege halt an der natürlichen Entwicklung. Und jetzt heisst es plötzlich, der Klimawandel sei tatsächlich «man-made», aber das sei doch völlig egal, man könne sich problemlos damit abfinden, mit Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz oder so».
Fritz: «Sogar im Berner Oberland haben sie neulich entlang der Wanderwege Verpflegungsstände eingerichtet, die werden von mit Solarzellen angetriebenen und mit Überwachungskameras ausgerüsteten Robotern bewirtschaftet. Einem von denen habe ich spasseshalber mal «Arschloch» gesagt, aber ich rate euch, macht das ja nicht nach. Gegen so einen ist jeder arabische Terrorist ein putziges Schosshündchen. Tags darauf erhielt ich über verschiedene Kanäle mehrere Morddrohungen, und meiner Frau sind zwei Drohnen nachgeschwirrt, als sie in die Bäckerei ging, um Gipfeli zu kaufen».
Peter: «Zivilisationsprozesse».
Paul: «Hilfe! Gibt es an diesem Markt hier keine Schwedentorten?»