Einwurf 125: Sackgasse Methodenzwang
Eigentlich sollten wir ja immer freier und klüger werden. Doch das passt nicht allen, und wir reden jetzt nicht von totalitären Diktaturen und orientalischen Sklavenmärkten, sondern von der wissenschaftlichen und industriellen Moderne.
Was einst als platonischer Ideenkosmos den humanen Fortschritt voranbrachte, verkommt immer mehr zu einem geruchs-, geschmacks- und emotionslosen Brei aus Zahlenbergen und Paragrafenlawinen. Denn was die Einschnürungen durch die methodischen, mathematischen, technischen, logistischen, finanziellen und juristischen Zwangskorsette unserer Zeit nicht aushält, existiert früher oder später überhaupt nicht mehr.
Dieser Prozess ist natürlich alles andere als neu, aber mit der Digitalisierung beschleunigt auch er sich nun deutlich spürbar und entsprechend verstärken sich seine Haupttreiber: Der Gott, der in der Didaktik hockt (Türcke), das Medium, das die Botschaft ist (McLuhan), die Logik der Forschung und Entwicklung, die alles sofort kübelt, was über eine mathematische Formel hinausgeht (Wittgenstein, Popper) usw.
Dieser Prozess geht am real existierenden Menschen völlig vorbei. Kein Wunder, werden wir mit, trotz und wegen der künstlichen Intelligenz immer unfähiger, die grossen Herausforderungen der Gegenwart zu meistern: Migration und Integration, Faschismus und Fundamentalismus, Klimazerstörung, Ausplünderung und Vergiftung der Natur, Kasinokapitalismus und organisiertes Verbrechen, Abzockerei und Verarmung, Physische und psychische Gewalt gegen Frauen und Kinder, Flächenbombardements und Massenhinrichtungen ....
Höchste Zeit also, diese blutleeren Zwangskorsette endlich aufzusprengen und wegzuschmeissen und zu einer humanistischen Lebensphilosophie zurückzukehren.